Tagebuch 2015

Tourentagebuch Rover-Tour 2015

Auch im 34.Jahr sind die Roverz offen für Neues und bereit, die Statistik zu sprengen. Die häufigste Bemerkung des ersten Tages war diesmal nicht die Klage über die Orientierungs- und sonstige Losigkeit der Truppe, sondern wie schön es ist, dass so viele dabei sind und vor allem, dass Andreas nach vierzehn Jahren wieder in den Schoß des Rudels zurückgefunden hat.

Zielgebiet war zum zweiten Mal das Tal des Doubs, Startpunkt die Klippen des Todes (Echelles de la Mort). Ungewöhnlich dass wir am frühen Nachmittag versammelt waren (Gernot, Andreas und Jörg wohnen in der Region, Ralph hat sich am Vorabend in Gernots Weinkeller eingenistet, Steffi, Harald und Fongy flogen ein). Die Nichtsüdländer waren kulinarisch geködert worden („Super-Käsegebiet“) und hatten sich ausführliche Verkostungen samt Sennerin ausgemalt. Eine einzige Meierei wurde jedoch auf dem Weg zu den Klippen angesteuert und die war zu. Für die Statistik: 0 Käseverkostungen.

Dafür zu Beginn eine doppelte Heldentat: Ralphie und Steffen hatten ihre Klettergurte dabei und wagten sich in den Klettersteig inklusive Drahtseilakt. Das ungewohnte Lob, Harmonie und Euphorie ließen Ralph alle Sorgen vergessen und seine lange Hose im Auto. Die Tour bestritt er in moderner Schlafanzug-Bollerhosen-Kombination. Endlich auf dem Weg, ging es für den Nachmittag und den folgenden Tag am Boden des engen Doubstales, zum Teil über Geröll, im Wechsel zwischen Frankreich und Schweiz. Nachmittags eine Bierpause in Biaufond auf Schweizer Seite zu Schweizer Preisen mit schwer genießbarem Kastaniendessert.

Für die Zeltplatzsuche kletterten wir in gefühlter Falllinie den Hang hoch. Hinter dem Dörfchen Blancheroche fanden wir ein schönes Plätzchen auf einer Kuhweide (für die Statistik: 2 Kuhweidenübernachtungen). Der Biersuchtrupp kam mit leeren Händen zurück. Dennoch fehlten am Lagerfeuer die Spirituosen nicht. Irischer Whisky darf gerne auf dem nächsten Tourenzettel fehlen. Am nächsten Morgen begegneten wir dem zur Weide gehörenden Bauern, der uns grinsend fragte, wie die Nacht war (1 neugierige Befragung, 0 Förstersichtungen).

Erstmals gab es zu jedem Frühstück richtige Milch, 0 Mal Milchpulver ins Müsli.

Die ersten beiden Tage waren trocken und teilweise sonnig mit ausreichend Gelegenheit für nette Päuschen und einem Bad im Doubs (3 Schwimmer, 2 Mal Baden). Festzuhalten: Haralds Shampoo-Probefläschchen reicht auch für Drei.

Aus dem engen Flußtal kamen wir auf ungewohnte Weise per Dampfschiff. Der Doubs bildet eine Reihe von Seen (Lac de Morons, Lacs des Brenets, Lac de Challexon) auf denen Ausflugsdampfer bis Villers-le-Lac schippern. Vorbei an mittelspektakulären Klippen öffnet sich hier die Landschaft und gibt Raum für stärkere Besiedlung. In Villers fielen wir in den Supermarkt ein, deckten uns mit lokalen Spezialitäten ein (Wein, Käse, fatalerweise Cidre) und bewiesen unseren Hang zur Reinlichkeit in der Supermarkttoilette). Für die Statistik: Villers sollten wir insgesamt 3 Mal heimsuchen.

Der folgende Abend war wohl der Höhepunkt der Tour, gewürzt mit allem was traditionell dazugehört. Ein steiler Anstieg hinter dem Ort, während alle schon auf Feierabend gepolt waren. Eine ausführliche Diskussion über Richtung, allgemeine Grundlagen und Historie der Zeltplatzsuche, mit sinnlosen Umwegen, Streit über Stacheldraht zwischen Zelt- und Kackplatz und Zugänglichkeit des letzteren bei eingeschränktem Gleichgewichtssinn und, am wichtigsten, den Träger des Titels König der Zeltplatzsucher. Für die Statistik: 1 von Ralph gefundener Zeltplatz (auch mit Kühen und Lagerfeuer). Dafür hatte er aber selbst Schuld an den Folgen. War es die Erschöpfung, war es der Cidre auf leeren Magen, war es wohl doch Andreas‘ Zigarillo oder das ungewohnte Ausbauchen? Am Ende geriet die Natur rund um das Lagerfeuer so stark ins Wanken, dass selbst zwei starke Hände eine 100jährige Eiche nicht vor dem Umkippen bewahren konnten.

Der Morgen begann mit einem Loch in Steffis Matte. Selbstverständlich durften alle an der Flickprozedur teilhaben. Nach Lagerfeuer und Morgenmilch stiegen wir wieder nach Villers ab, wo Jörg zum Rest der Truppe stieß. Zum zweiten Frühstück gab es im Café Croissants, Baguettes und fröhlich-köstliche Eclairs-au-Chocolat, deren Duft uns noch den ganzen Tag in der Nase blieb. Eine Hälfte ging, die andere fuhr per Auto auf die andere Seite von Doubs und Schnellstraße den Hang Richtung Le Chauffaud hinauf. Mittag gab es auf einer sonnigen Wiese mit Blick auf das Tal. Wir wanderten auf einer kleinen Hochebene an einsamen Höfen vorbei, erreichten dann einen Kammweg auf dem wir dann schließlich – ohne Diskussion! – die Zelte aufschlugen. Inzwischen hatte es begonnen zu regnen. Die strategischen Bewegungen am Lagerfeuer drehten sich um trockene Regenschirmplätze, Rauchrichtung, Würstchenqualität und Weinzugang. Die Gespräche waren wie üblich tiefschürfend und nicht für die Chronik und Tiefenstatistik bestimmt.

Der Schlußweg führte uns –hurra!- fast nur noch bergab und zum 3.Mal nach Villers. Das Café hatte auch am Sonntagmorgen geöffnet und nichts von seinem Reiz verloren. Andreas und Ralph waren diesmal die Fußgänger, die Auto-Vorhut besetzte die Aussichtsterrasse. Weil ja keine Meierei auf dem Tourenplan stand (s.o.), kamen die Käsesouvenirs aus dem Supermarkt.

Fazit: Eine abwechslungsreiche Tour mit großer Truppe, unbedingt zur Wiederholung an anderer Stätte empfohlen.

Autor: Fongy (Roverchronist)

 

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