Tagebuch 2019

Tourentagebuch Rover-Tour 2019

 3.-6.Oktober 2019 (Do-So)

In der Rückschau nach 5 Monaten erscheint die Rovertour auf dem Schluchtenstieg im Oktober 2019 wie aus einer fernen, sorglosen Zeit. Während eine unsichtbare Seuche die Aktivität draußen in der Welt herunterfährt, erinnern wir uns an eine Unternehmung der Einkehr, der Empfänglichkeit und Besinnung. Besinnung, weil die Mitglieder der Kerntruppe, die im 39. Jahr dabei waren, häufig innehielten, um sich an etwas Wichtiges zu besinnen. So etwa Harald, der vor dem Start in Berlin-Tegel darauf kam, dass Gernot Müsli und Regenschirm ja auch in Freiburg einsammeln konnte. Oder Ralphi, der auch in diesem Jahr wieder ein wichtiges Kleidungsstück im geparkten Auto ließ. Welches, ist dem Chronisten leider entfallen. Zur Einkehr zwangen uns ein ums andere Mal der Regen oder auch die Speisekarten, die perfiderweise vor den Gasthäusern ausgestellt wurden. Nachlassende Empfänglichkeit des Schwarzwälder Telefonnetzes machte vor allem Harald zu schaffen, der am 2. Abend ganz aus der Schlucht stieg, um sich der digitalen Existenz zu versichern.

Tag 1 Suche nach dem Einstieg – Ort

Ralph sammelte Harald am Flughafen in Basel ein, Gernot holte Steffie und Fongy in Freiburg vom Bahnhof ab. Das neue WoMo hat einen drehbaren Beifahrersitz. Dem Eingeweihten ist klar, wer ihn ausprobierte. Erster Treffpunkt war Lenzkirch, dort wurde Ralphs Wagen geparkt und der Biergarten der Brauerei Rogg getestet, die Küche war noch kalt. Wir wollten nicht am unspektakulären Anfangspunkt des Schluchtstiegs starten, sondern ein Stück weiter bachabwärts einsteigen. Zunächst aber suchten wir ein Gasthaus für ein warmes Abendbrot. Am Bahnhof der Sauschwänzlebahn lockte das Gasthaus Wutachschlucht, drinnen hockte die halbe Dorfgemeinschaft um zwei große Tische, alle einander verdächtig ähnlich, Groß und Klein jeder ein Getränk vor sich. Der Wirt schaute uns mit großen Augen an, als wir nach Essen fragten. Er könnte da was heiß machen, so richtig wollte er aber nicht – wir dann auch lieber nicht mehr. Umso deftiger war die Vesper und das Zipfelmützenbier, die wir in Lausheim im Gasthaus Kranz bekamen, samt einem Tipp vom Kellner zum besten Zeltplatz am Einstieg in die Schlucht. Im Gänsemarsch liefen wir im Dunkeln zum Ortseingang zurück und bogen dann nach einigen hundert Metern in den Wald ab. Auf einer Wiese neben der Schutzhütte bauten wir die Zelte auf.

Tag 2 Einstieg mit Umstieg

Der Chronist ist nichts als der Wahrheit verpflichtet: Am Morgen führte uns Gernot direkt nach dem Aufbruch in die falsche Richtung, und keiner hinderte ihn daran. Dann wußten es alle besser. Der richtige Weg führte noch einmal zurück zur Straße, dann am Feld entlang Richtung Wutachflühen, dem unteren Teil der drei Wutachschluchten. Mit dem Einstieg in die Wutachschlucht wurde die Wegdiskussion dann ein wenig einfacher – immer an der Wutach entlang. Schon mittags gab es wieder Deftiges. Als wir durch Achdorf taperten, nieselte es so unangenehm, dass wir nicht anders konnten, als in die Scheffellinde einzukehren und die örtliche Sauerkrautschlachteplatte zu probieren. Manche tranken auch Zipfelmütziges.

 Nach dem Sägewerk bei der Wutachmühle ging es ein wenig tiefer in die Schlucht hinein und der Handyempfang wurde immer schwieriger. Dieses Thema hatte uns früher zwar auch ab und an beschäftigt, es war aber eigentlich immer klar, dass es im Wald nichts zu empfangen gibt. Ein feuchter Zeltplatz mit Hüte und Feuerplatz lag an diesem Abend direkt an der Wutach.

Tag 3 In der Wutachklamm

Am Vormittag ging es durch den engsten und landschaftlich schönsten Teil der Schlucht. Kiesbänke unterhalb der steilen Felswände luden zur Rast ein. Wir hielten uns nur kurz auf und sparten uns die längere Pause für ein Gasthaus an der Schattenmühle auf, wo wir auf der geräumigen Holzterrasse ausbreiteten, was es zu trocknen gab. Ach ja, Süßes und Deftiges gab es auch, Einzelne legten mehr als die Zipfelmütze ab.

In der Rückschau nach einem Jahr scheint die Wanderung sehr kurz. Stieg der Weg tatsächlich an, an einem Stauwerk vorbei? Wir gingen doch die Wutach abwärts, Richtung Gutach? Jedenfalls stiegen wir nach knapp zwei Tagen aus der Schlucht hinauf und kamen in Lenzkirch auf der Rückseite der Brauerei Rogg heraus. Den Campingplatz auf dieser Seite hatten wir zweite Tage zuvor ganz übersehen. Ralph und Gernot fuhren mit dem Auto zurück nach Lausheim, um den Bus zu holen. Steffie, Harald und Fongy warteten alldieweil im Gasthof, mehr geduldet als willkommen, da alle Plätze durch Stammtischler in Beschlag genommen waren. Immerhin konnten wir uns mit Getränken für den Abend eindecken.

Auf der Karte wurde Richtung Schluchsee in der Nähe des Ortes Fischbach eine Hütte mit Grillplatz ausgemacht. Wir parkten im Ort und fanden die Hütte nach etwa einem Kilometer Spaziergang mit Bierkiste an einem Sportplatz mitten im Wald. Wie zuvor in der Pfalz schienen sich Sportplätze zu unserer neuen Vorliebe zu entwickeln. Es brannte sogar schon ein Feuer.

Die Sorge, dass wir den Platz in und an der Hütte heute Nacht teilen müßten, erwies sich als unbegründet. Zwei junge Pfadis hatten das Feuer gemacht, waren aber noch tief in der Försterphobie der Jugend gefangen. Sie räumten das Feld schon bald, um sich mit ihren Biwaksäcken im Wald unsichtbar zu machen. Einerseits schmunzelten wir über die beiden Käuze, andererseits freuten wir uns, dass die Wald- und Wandertradition auf andere Art fortgeführt wird. Jede Generation muß sich ihre eigenen Macken ausdenken. Zum Frühstück waren sie wieder am Feuer zurück. Während der Schlaumi der beiden uns einen Vortrag über die Verbindungen von Fjällräven nach Nord-Korea hielt, kochten sie ganz dekadent Espresso am Lagerfeuer. Da hätten wir auch schon mal drauf kommen können!

Das Feuer am Abend zuvor entsprach dem Standard in bester Weise. Die Rauchfahne änderte ständig die Richtung, so dass wir beim Würstchengrillen und Biertrinken in Bewegung blieben. Nach all den deftigen Mahlzeiten der vergangenen Tage blieb aber das Kochen aus, wieder waren ein Teil der Suppen und Nudeln ganz umsonst dabei.

 

Tag 4 Besuch in Freiburg

 

Nachdem die Wanderung schon am Abend zu Ende war, hatten wir vor Abfahrten und -flug Zeit, Gernots Heim in Freiburg einen Besuch abzustatten und dort noch einmal gemütlich zu vespern. Haben wir uns daneben benommen, stinkende Schuhe vor die Tür gestellt und einen  ungebührlichen Eindruck bei den Vermietern hinterlassen? Sicher nicht! Dennoch mußten Krauses sich kaum ein halbes Jahr später eine neue Bleibe suchen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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